Hochhausprojekt Weinturm – Linz, Urfahr, Kaarstraße 11
Das wegen Bürgerprotesten gescheiterte Projekt
Zwei Hochhäuser, der 72 Meter hohe Wohnturm und ein 27 Meter hohes Wohnhochhaus sollten nach dem Willen von Investoren und Verantwortlichen der Stadt Linz in Urfahr realisiert werden. Dabei war nur wenige Jahre zuvor die Aufstockung eines zweigeschoßigen Wohnhauses um ein weiteres Geschoß durch den Magistrat untersagt worden — weil man die Verdichtung hintanhalten wollte. Es ist verständlich, dass dies Anlass zur Vermutung gibt, es werde in Linz mit zweierlei Maß gemessen.
2009 wurde das erwähnte Bauvorhaben der Aufstockung eines zweigeschoßigen Gebäudes um ein weiteres Geschoß folgendermaßen abgelehnt:
Bescheid des Anlagen- und Bauamtes des Magistrats der Stadt Linz
Auf Grund der dichten Hofbebauung beim Objekt Kaarstraße 9 wird im Bebauungsplan der Bestand gesichert, und zwar durch eine am aufgehenden Mauerwerk liegende Baufluchtlinie sowie die Ausweisung der derzeitigen Bestandshöhe von 2 Geschoßen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass die mangelhafte Durchgrünung im Hofbereich nicht verschlechtert wird und eine Verdichtung hinangehalten werden kann.(Hervorhebung durch Autor)
Nun sollten in unmittelbarer Nachbarschaft ein 75 Meter hoher Hochhausturm mit 24 Geschoßen und ein weiteres Hochhaus mit 27 Metern Höhe und 7 Geschoßen zu stehen kommen. Der bestehende Bebauungsplan, auf den die Behörde 2009 noch Bezug nahm, sollte anlassbezogen abgeändert werden. Nachvollziehbar war und ist der Vorgang keinesfalls und der Magistrat hätte sich, so es tatsächlich zur Realisierung dieses Hochhausprojektes gekommen wäre, zumindest Willkür vorhalten lassen.

Die Schattensimulation (s. auch Video weiter unten) zeigt, in welchem Ausmaß sich die geplanten Hochhäuser — bis über die Urfahraner Hauptstraße hinaus — negativ auf die unmittelbare und mittelbare Nachbarschaft ausgewirkt haben würden.
Der geplante 75 Meter hohe Hochhausturm
Nicht nachvollziehbar: Als
exzellentes Hochhausprojekt
hatte der Gestaltungsbeirat der Stadt Linz laut Pressemitteilung des Magistrats das Hochhausprojekt von Kleboth, Lindinger, Dolling bezeichnet, direkt neben Grünmarkt und Seniorenzentrum. Wörtlich, und damit etwas abweichend zur Pressemitteilung des Magistrats heißt es im Gutachten: Der Beirat für Stadtgestaltung begrüßt die lnitiative für dieses Projekt. Die Qualität der vorgelegten Untersuchung ist sehr hoch und die Ausarbeitung äußerst professionell. Das Projekt wird insgesamt als sehr ansprechend beurteilt.
Hier drängt sich die Frage auf, von wem die angesprochene Initiative ausging. Es ist wohl davon auszugehen, dass diese von Investorenseite kam.
Bei dieser Gelegenheit lieferte der Gestaltungsbeirat ein Plädoyer für Hochhäuser in Linz: Grundsätzlich begrüßt der Beirat für Stadtgestaltung den Ansatz einer innerstädtischen Entwicklung, einer innerstädtischen Verdichtung, ggf. auch durch Hochhäuser und potentiell könnte auch dieser Standort ein adäquater Standort für Hochhäuser sein.
Weder nach Gesichtspunkten von Städteplanung noch Architekturkritik ist das Urteil des Gestaltungsbeirates verständlich und nachvollziehbar. Angesichts solcher Ergebnisse ist die Frage zu stellen, ob der Gestaltungsbeirat in der derzeitigen Zusammensetzung tatsächlich überzeugen kann, bzw. ob das Instrument des Gestaltungsbeirates in der Stadt Linz, so wie es gehandhabt wird, nicht eher untauglich ist und zur Bemäntelung fragwürdiger Stadtplanungspolitik herhalten muss.
Die Schattensimulation der geplanten überdimensionierten Kuben
Laut Presseberichten vom 21.11.2018 wird der geplante „Weinturm” nicht gebaut werden. Das Projekt habe das von der Stadt Linz erstellte 10-Punkte Programm für den Bau von Hochhäusern letztlich nicht erfüllen können. Tatsächlich jedoch dürften die massiven Bürgerproteste, die Proteste von Architekten und Stadtplanern und die in Aussicht gestellte Klage über Instanzen hinweg das Projekt zu Fall gebracht haben.
Ein erneuter Versuch: Das abgespeckte Projekt
Schon 2021 verdichteten sich die Gerüchte, dass der Weinturm in einer abgespeckten Variante in einem zweiten Anlauf realisiert werden könnte. 2022 konkretisierten sich die Pläne. Es soll anstelle des geplanten 75 Meter hohen Turms nun ein 27 Meter hoher Turm gebaut werden, d.h. in Höhe des ursprünglich geplanten kleineren zweiten Turm.
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Einige Artikel in österreichischen Medien zum Thema Linz und Hochhäuser
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Datum | Titel | Medium |
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12.05.2022 | Die elf Türme der "Post City Gardens" in Bahnhofsnähe sollen bis 2030 stehen (Julia Popovsky) | OÖN |
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13.12.2021 | Anrainer-Protest gegen Dynatrace-Hochhaus | OÖN |
07.12.2021 | „Stadtplanung braucht experimentelle Zugänge” Der neue Linzer Stadtentwicklungsdirektor Hans-Martin Neumann sieht sich in der Rolle eines Mediators (Julia Popovsky) | OÖN |
22.11.2021 | In Linz fehlt einfah eine langfristige Planung (Christian Kitzmüller) | OÖN, S.23 |
18.11.2021 | Ein 80-Meter-Hochhaus im Niemandsland: Pläne für Kaserne Ebelsberg entzweien die Gemüter | LINZA |
24.09.2021 | Wohnen statt Einkaufen. Grünes Licht für Hochhaus | OÖN, S. 30 |
03.09.2021 | „Es gibt einfach keine langfristige Stadtplanung”. Initiativen prangern "eklatante Fehlentwicklungen" und "intransparente Entscheidungsfindungen" an. | OÖN, S. 33 |
23.07.2021 | Leer stehende Luxuswohnungen: "Wir errichten dunkle Städte" | OÖN, S. 9 |
24.06.2021 | Nicht über jedes Hochhaus abstimmen (Julia Popovsky) | OÖN |
16.05.2021 | Wie Hochhäuser unser Wohnen für immer verändern (Wojciech Czaja) | derStandard |
14.05.2021 | Wien zeigt Linz, wie offen Stadtentwicklung sein kann (Reinhard Gruber) | OÖN |
21.04.2021 | Gespaltene Meinung zu Hochhausplänen am Nestlé Areal (Anna Stadler) | Tips |
15.04.2021 | Pressemitteilung der Stadt Linz zum Bauvorhaben Trinity Tower (Hinweis: Hier handelt es sich um keinen unabhängigen journalistischen Beitrag!) | Medienservice Stadt Linz |
24.03.2021 | Ein Manifest für eine neue Stadtplanung in Linz | OÖN |
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21.11.2018 | Aus für den Weinturm: 75-Meter-Hochhaus wird nicht gebaut | OÖN |
26.09.2018 | Jenseits der Schamgrenze (Reinhard Seiß) | Wiener Zeitung |
28.08.2018 | stand.punkte Reinhard Seiß [Video Statement] | Architektur & Bauforum |
16.08.2018 | Urbanistische Narrenfreiheit (Reinhardt Seiß) | Architektur & Bauforum |
03.06.2018 | Linz: Wie die Zerstörung der Stadt als Fortschritt verkauft wird (Reinhard Seiß) | Die Presse |
20.04.2018 | Ex-Planungsdirektor kritisiert Linzer Hochhauspolitik: „Ein Konzept fehlt” (Sandra Chociwski) | OÖN |
27.02.2018 | Warum wird das kleine Hochhaus nicht mehr gebaut? (Sabine Pollak) | derStandard |
26.02.2018 | Bis zum Himmel: Linz und seine Hochhäuser. Sind Hochhäuser ein Irrweg oder notwendig für die Stadtentwicklung? Die OÖN sprachen mit Architekten. | OÖN |
22.02.2018 | Der reiche Bräutigam. Verdichtung an der Linzer Tabakfabrik (Lorenz Potocnik) | BauNetz |
14.02.2018 | "Bei tausend neuen Wohnungen müssen wir in die Höhe bauen" Klaus Luger erklärt, wie er mit der Linzer Bevölkerung in der heiklen Frage Hochhaus-Bauten noch heuer einen Konsens finden will. | OÖN |
13,02.2018 | Ein Hochhaus kann in Linz überall gebaut werden, auch in der Altstadt | OÖN |
11.02.2018 | Hochhäuser: Darf Linz Frankfurt werden? (Maik Novotny) | derStandard |
09.02.2018 | Bruckner-Tower Thema im nächsten Gemeinderat | OÖN |
05.02.2018 | Expertendiskussion: „LInz wird nicht zur Hochhaus-Stadt, sie ist es bereits” (Anneliese Edlinger, Reinhold Gruber) | OÖN |
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11.09.2017 | Bürgeraufstand im Linzer Klostergarten der Kapuziner. Wo einst in Linz die Kapuziner lustwandelten, sollen Hochhäuser entstehen - derstandard.at/2000064138475/Buergeraufstand-im-Linzer-Klostergarten-der-KapuzinerWo einst in Linz die Kapuziner lustwandelten, sollen Hochhäuser entstehen - derstandard.at/2000064138475/Buergeraufstand-im-Linzer-Klostergarten-der-KapuzinerWo einst in Linz die Kapuziner lustwandelten, sollen Hochhäuser entstehen (Markus Rohrhofer) | derStandard |
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Wir setzen auf Beiträge mit einer Bezahlschranke in Online-Ausgaben der OÖN keine Links mehr. Da viele Leser*innen kein Abo besitzen wäre der Link eine Sackgasse und würde unsere Leser*innen verärgern.
4 Kommentare, 1 webmention
Webmention von: linz.genba.org Besucher
https://linz.genba.org/linz-und-die-trinity-towers
Die Trinity Tower und der Trinity Park Linz, der vom Magistrat in provinzieller Schaumschlägerei als „Central Park” propagiert wird, werfen kritische Fragen zur Linzer Stadtplanungspolitik auf, zur Städtebaulichen Kommission und zum sogenannten kooperativen Planungsverfahren, insbesondere zur Art und Weise, wie diese in Linz gehandhabt werden.
Kommentar von: Maria Wimberger Besucher
Ich befürchte, dass sich die wenigsten LinzerInnen für das Thema interessieren werden - solange sie selbst nicht betroffen sind. Was kümmert sie der Schatten, den ein Hochhaus wirft, wenn es ihre Wohung oder ihr Haus nicht betrifft, was der Verkehr? Also große Hoffnung hätte ich da nicht.
Kommentar von: Kurt Heisig Besucher
Wäre ja nichts Neues; Sich für nichts interessieren, aber laut schreien, wenn man selber betroffen ist und maulen, dass andere so desinteressiert sind.
Heute war ich bei einer Hochzeit. Da hieß es: Wer etwas gegen die Ehelichung einzuwenden hat, möge das jetzt tun, oder für immer schweigen (oder so.)
Wer also hofft, dass andere immer die heißen Kastanien anfassen und selber erst in die Gänge kommt, wenn s bei ihm unterm Hintern schon kokelt, sollte dann auch besser die Klappe halten.
Kommentar von: Peter Munk Besucher
Urfahr ist ohnehin schon ein Verkehrsfiasko, jüngst verschärft durch die Bruckner-Uni (ein Schildbürgerstreich). Nun soll weiter Verkehr durch Hochhäuser aufkommen. Gibt es in Linz keinen Masterplan? Wie es scheint ist die Verkehrsplanung und -politik ebenso unzureichend wie die Stadtplanung und -politik.
Offenbar glauben da ein paar Überforderte, dass weiter so wursteln irgendwann einmal zu einem glücklichen Ende finden wird. Das ist es, was eine Provinz Provinz sein lässt.
Kommentar von: Meggie Besucher
Und der Boulevard vor dem neuen Hochhaus (wie im Plan), der kommt auch? ☆(❁‿❁)☆ Solche Darstellung sind wie Fake News in der Bildwelt ⊂(⊙д⊙)つ
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