Linz bekommt als erste Stadt Österreichs eine Zukunftswerkstatt.
So heißt es zumindest in der Pressemitteilung des Medienservice der Stadt Linz vom 27.11.2017. Was aber genau diese Zukunftswerkstatt ist, welche Aufgaben sie hat und aufgrund welcher Grundlagen sie arbeitet, bleibt weitgehend unklar.
Das „kooperative Planungsverfahren” in Linz umgibt das Odium des Geheimbündlerischen.
Man weiß, dass es „kooperative Planungsverfahren” gibt, mehr aber schon nicht. Man weiß nicht, wer die Mitglieder für dieses Verfahren beruft und nach welchen Kriterien. Man weiß nicht, wer auf die Zusammenstellung Einfluss nimmt und warum. Man weiß nicht, welches Gewicht dem kooperativen Verfahren zukommt und welchen rechtlichen Stellenwert die Arbeitsergebnisse haben. Man weiß noch nicht einmal, ob die Zusammenkünfte ordentlich protokolliert werden und ob, beziehungsweise unter welchen Voraussetzungen diese Protokolle einsehbar sind.
Ungeklärt ist, ob und wem gegenüber das „kooperative Planungsverfahren” rechenschaftspflichtig ist. Liefert das Planungsverfahren nur Stellungnahmen und Gutachten als Entscheidungsvorlage für Machtpromotoren, also jene, die dann tatsächlich Entscheidungen treffen? Und wer wären diese? Oder aber werden in Linz als Ergebnis des „kooperativen Planungsverfahrens” womöglich schon faktisch (Vor)Entscheidungen getroffen?
Als Nestlé sich 2018 aus Linz verabschiedete und die Produktionsstätten schloss, stellte sich die Frage, wie die zurückgelassene Fläche von 17tausend Quadratmeter künftig genutzt werden könnte. Die „Städtebauliche Kommission”, die Anfang des darauf folgenden Jahres mit dem Ziel gegründet wurde, eine nachhaltig attraktive, innovative und lebenswerte Entwicklung der Stadt Linz auf Basis hoher städtebaulicher Qualität
zu unterstützen, empfahl einen innovativen Nutzungsmix
von programmatischer Exzellenz
. Die Stadt Linz verkürzte jedoch das pragmatisch auf eine überwiegend wirtschaftliche Nutzung des Areals.
Mitte April 2021 wurde der Linzer Bevölkerung überraschend ein fertiges Projekt, der „Trinity Park Linz” (TPL), vorgestellt, ein, wie es der Medienservice der Stadt Linz formuliert, neues „Leuchtturmprojekt”. Das sei das Ergebnis eines so genannten „kooperativen Verfahrens”.
Auf den Weg gebracht wurde das Projekt durch die so genannte „Städtebauliche Kommission” und ein so genanntes „kooperatives Verfahren” ohne Wettbewerb oder Vorlage beim Beirat für Stadtgestaltung (vulgo Gestaltungsbeirat). Diese in Linz neu eingeführten Instrumente sind insbesondere angesichts der Linzer Praxis im Umgang mit Stadtplanung kritisch zu hinterfragen.
Gastbeitrag von Reinhard Seiß
Die aktuelle Stadtentwicklung von Linz ist geprägt von politischer Verantwortungslosigkeit in urbanistischer, ökologischer wie sozialer Hinsicht, zur Freude der Bau- und Finanzwirtschaft.
Auf ein „Erklärvideo” der Stadt Linz zum Relaunch des Logos und Webauftritts, also des Corporate Designs der Stadt Linz, antwortet eine gut gemachte Parodie, dieKritik daran pointiert auf den Punkt bringt („Linz verschandeln”).
Die Parodie geht aber über die Kritik an der zweifelhaften Qualität des Relaunches hinaus. Sie bezieht kritische Stellung zur Politik von Stadtplanung, Verkehrsplanung und einer Politik zugunsten von Investoren.
Seit Jahren wehrt sich die Stadt Linz energisch gegen Stolpersteine, Steine der Erinnerung. Es gab viel Kritik und eine Petition und unglaublich dumme Begründungen, warum man in Linz keine Stolpersteine auf öffentlichem Grund haben will. Selbst die Kritik der israelische Botschafterin ließ Politik und Verwaltung gleichermaßen ungerührt.
Linz wäre aber nicht Linz, wenn es nicht glaubte, das Rad neu erfinden und eigene Duftmarken setzen zu müssen.
Am 12. Mai 2022 wurde eine erste Stele im Bernaschekpark aufgestellt. Im Lauf des Sommers 2022 sollen weitere 18 Stelen folgen.
Am 15. September ist eine feierliche Zeremonie anlässlich der Errichtung der Stelen geplant.
Gastbeitrag von Reinhard Seiß
Linz reklamiert für sich eine nachhaltige Stadtentwicklung. Auch gibt sich Oberösterreichs Kapitale als Smart City. Und selbstredend verkauft das Rathaus seine Stadt- und Verkehrsplanung als zukunftsweisend. Was nur möglich ist, weil wir viel zu lange schon tolerieren, dass sich Politiker jeglichem Wahrheits- oder auch nur Sachlichkeitsanspruch entschlagen, dass staatlich geförderte Medien Propaganda statt Kontrolle betreiben und willfährige Planer die Projekte von Bau- und Finanzspekulanten schönreden. Insofern ist Jammern verboten, solange wir den Zerstörern von Stadt und Umwelt nichts entgegensetzen.
Gastbeitrag von Reinhard Seiß
Linz erlaubt eine Zeitreise in die frühen 1970er: Hochhaus-Projekte in historischen Vierteln, der Abriss von Wohnbauten statt ihrer Sanierung, eine Autobahnschneise bis ins Zentrum. Und wie damals verkaufen Politiker, Architekten und Journalisten die Zerstörung der Stadt als Fortschritt.
Gastbeitrag von Lorenz Potocnik
Das Ensemble der Tabakfabrik in Linz umfasst 80.000 Quadratmeter Nutzfläche. Es ist ein architektonisches Highlight in der Stadt, nicht zuletzt wegen des denkmalgeschützten Teils von Peter Behrens und Alexander Popp aus den 1930er Jahren. Jetzt sollen die als „Bauteil 3“ bezeichneten, minderwertigen Hallen und Büros aus den 1980er Jahren einem Neubau und somit besserer Verwertung Platz machen. Das Gremium eines Bieterverfahrens empfahl das Projekt von Zechner & Zechner (Wien) und der Bodner Gruppe einstimmig für die Realisierung. Der Vorschlag polarisiert. Nicht nur, weil er wie aktuell so oft in Linz ohne städtebaulich nachvollziehbaren Grund in die Höhe schießt, sondern auch, weil der Umgang mit dem Architekturjuwel von Peter Behrens fragwürdig ist.
Hochhaus-Impressionen und Kurzinformationen von Stadtspaziergängen im Bahnhofsviertel.
Zwei Hochhäuser, der 72 Meter hohe Wohnturm und ein 27 Meter hohes Wohnhochhaus sollen nach dem Willen von Investoren und Verantwortlichen der Stadt Linz in Urfahr realisiert werden. Dabei war nur wenige Jahre zuvor die Aufstockung eines zweigeschoßigen Wohnhauses um ein weiteres Geschoß durch den Magistrat untersagt worden — weil man die Verdichtung hintanhalten wollte. Es ist verständlich, dass dies Anlass zur Vermutung gibt, es werde in Linz mit zweierlei Maß gemessen.
Linz hat viele Probleme, zu viele. Zugegeben, Stadtplanung ist dabei sicherlich nicht das größte und vor allem keines, das die breite Öffentlichkeit und Medien interessiert. Wenn allerdings die Auswirkungen verfehlter Stadtplanung spürbar werden, dann wird es zu spät sein. Denn korrigieren lassen sich die katastrophalen städtebaulichen Sünden auf absehbare Zeit kaum. — Dasselbe lässt sich übrigens auch für die verfehlte Verkehrsplanung in Linz sagen.
Dietmar Prammer lässt auf Werbetafeln in Linz plakatieren: Gemeinsam die Stadt der Zukunft planen
Das verwundert nicht wenige, denn beispielsweise Architekt*innen, Sozial- und Geisteswissenschafter*innen von ArchProLinz bemühen sich schon seit Monaten um einen Gesprächstermin beim neuen Stadtrat, verantwortlich unter anderem für Raumplanung, städtebauliche Entwicklung, städtische Hochbauangelegenheiten und Wohnbauangelegenheiten. Bis zuletzt sind sie nur abgewimmelt worden.
Wie ernst sind also die wohlfeilen Werbesprüche eines Dietmar Prammer gemeint?
Was genau unter „Linzer Methode” in der „Linzer Stadtstrategie 2022” zu verstehen ist, wird trotz der zwei Seiten auf der sie dargelegt wird, nicht klar. Vieles deutet darauf hin, dass es um die Art und Weise der Einbindung und Aktivierung der Bevölkerung geht, um die dezentrale Entwicklung der Stadt und die Fokussierung auf Nachbarschaften, um die emotionale und soziale Bindung zur eigenen Wohnumgebung zu erhöhen. S. 12 Es geht aber nicht nur darum. Denn um das zu ermöglichen werden weitreichende Forderungen aufgestellt, nach einer „neuen Struktur in der Verwaltung”, nach einem neuen Verständnis für Stadtplanung und Stadtentwicklung, auch diese „inhaltlich, organisatorisch und personell neu auf[zu]stellen”. S. 13 Dass die AutorInnen dabei den Begriff „Methode” eher umgangssprachlich im Sinne von „Herangehensweise” verwenden, ist wohl eher mangelnder Kenntnis des Begriffs geschuldet. Auf die begrifflichen Schwächen des Linzer Strategiepapiers wurde in einem anderen Beitrag schon hingewiesen.
Die Stadtplanung in Linz ist intransparent und teils heftiger Kritik ausgesetzt. Arch.Pro.Linz wollte von renommierten Experten in Verbindung mit Architektenkammer, Kuntuniversität Linz und architekturforum oberösterreich wissen, wie sie zur gegenwärtigen Praxis der Stadtplanung in Linz stehen. In diesem Beitrag bat Arch.Pro.Linz DI Heinz Plöderl zum Interview. Er ist Architekt und Sektionsvorsitzender in der Architektenkammer OÖ/ Sbg.
Die Stadtplanung in Linz ist intransparent und teils heftiger Kritik ausgesetzt. Arch.Pro.Linz wollte von renommierten Expert*innen in Verbindung mit Architektenkammer, Kuntuniversität Linz und architekturforum oberösterreich wissen, wie sie zur gegenwärtigen Praxis der Stadtplanung in Linz stehen. In diesem Beitrag bat Arch.Pro.Linz Univ. Prof. Dr. Siegfried Atteneder zum Interview. Er lehrt Architektur an der Kunstuniversität Linz (ufg) und ist dort Leiter des Fachbereichs Architektur.
Die Stadtplanung in Linz ist intransparent und teils heftiger Kritik ausgesetzt. Arch.Pro.Linz wollte von renommierten Expert*innen in Verbindung mit Architektenkammer, Kuntuniversität Linz und architekturforum oberösterreich wissen, wie sie zur gegenwärtigen Praxis der Stadtplanung in Linz stehen. In diesem Beitrag bat Arch.Pro.Linz DI Ulrich Aspetsberger zum Interview. Er ist Mitgründer von caramel, Mitglied im Kammervorstand ZT OÖ/Sbg und Vorstandsobmann des afo, architekturforum oberösterreich.
In seiner letzten, der 51. Gemeinderatssitzung der Legislaturperiode beschließt der Linzer Gemeinderat am 1. Juli 2021 die „Linzer Stadtstrategie 2022” G12 . In der um 14 Uhr beginnenden Sitzung mussten die Gemeinderät*innen über 78 Anträge und fünf Ansuchen abstimmen. Es ist nachvollziehbar, dass unter diesem Umständen kaum Zeit für eine Debatte zur „Linzer Stadtstrategie 2022” blieb. Wortprotokoll G12
Für die 55 Seiten schmale „Linzer Stadtstrategie 2022” zeichnet laut Impressum die Kleboth und Dollnig ZT GmbH, ein privatwirtschaftliches Unternehmen, verantwortlich. S. 54 Andreas Kleboth agiert seit einigen Jahren weitgehend intransparent im Umfeld der Linzer Stadtplanung und damit Stadtentwicklung. Das vorgelegte Elaborat bildete dem Vernehmen nach die Grundlage für den Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 2021 zur Stadtentwicklungsstrategie. Dieser Beschluss wurde ohne Gegenstimmen gefasst. Die Unterlagen, die zur Beschlussfassung vorgelegt wurden sind öffentlich nicht zugänglich, zumindest für die breite Öffentlichkeit nicht auffindbar. Daher kann nicht wirklich nachvollzogen werden, was hier beschlossen wurde. Der Pressetext der Stadt Linz dazu ist eben ein Pressetext und keine Beschlussvorlage. Und es gibt gewichtigen Klärungsbedarf, was den Auftrag für die Erarbeitung der „Linzer Stadtstrategie 2022” angeht und für die mehr als fragwürdige Qualität der Entscheidungsgrundlage „Linzer Stadtstrategie 2022”.
Auch in Linz ist eine Stadtstrategie ohne ein Kapitel zu „Digitalisierung” kaum vorstellbar. Entsprechend kommt „Digitalisierung” in der „Linzer Stadtstrategie 2022” vor. Allerdings bleibt man nach einer kritischen Lektüre des Textes unbefriedigt und ratlos zurück. Es finden sich viele Phrasen und Allgemeinplätze, nur selten ein tragfähiger Ansatz, der die Stadt Linz in der Zukunft fitter machen könnte.
Aspekte, wie die Stadt mit einem „digital Gap” umgehen kann, also mit dem Umstand, dass es viele Menschen gibt, die aufgrund ihres Alters, altersgemäßer Einschränkungen, Behinderungen und Handicaps nur schwer Zugang zur Digitalisierung finden, sucht man vergeblich. Ebenso werden die negativen Auswirkungen der „Digitalisierung” ignoriert, die zwangsläufigen Umschichtungen am Arbeitsmarkt beispielsweise, die vielen Angst macht. Es wird viele Berufe und Tätigkeitsfelder schon in naher Zukunft nicht mehr geben und nicht alle werden in der digitalen Ökonomie einen gleichwertigen Arbeitsplatz finden können, vor allem ältere Menschen und Menschen mit geringer Bildung. Wie wird die Stadt Linz solchen Herausforderungen begegnen? Die „Linzer Stadtstrategie 2022” liefert dazu weder weiterführende Fragen noch Antworten. Aber auch diese Menschen gehören zu Stadt und das scheinen die Autor*innen zu übersehen.
So schnell kann es gehen: noch vor gut zehn Jahren fühlte sich die Stadt Linz ihrer Vision einer „sozialen Musterstadt” verpflichtet. Davon ist mittlerweile kaum mehr etwas zu spüren. Im Gegenteil. In der am 1. Juli 2021 im Gemeinderat ohne Gegenstimmen beschlossenen „Linzer Stadtstrategie 2021” (G12) kommt der Begriff der „sozialen Musterstadt” noch nicht einmal mehr vor. Selbst Linz als „soziale Stadt” findet in dieser Strategie für die kommenden Jahrzehnte keine Erwähnung. Statt dessen soll sich Linz als Musterstadt des Wohnbaus etablieren.
S. 33 – Das ist der einzige Zusammenhang, in dem Musterstadt vorkommt.
Im oberösterreichischen Linz scheiden sich seit Langem die Geister, wenn es um Stadtplanung und Stadtentwicklung geht, wobei die Zahl derer zunimmt, die behaupten, so etwas gäbe es in Linz gar nicht. Seit sich, für Linzer Verhältnisse, die Hochhauspläne überschlagen und die Stadtregierung die Skyline als sichtbaren Erfolg ihrer Politik wertet, gehen die Wogen hoch.
Da reicht dann schon ein unscheinbarer Beitrag in den OÖN aus, um Aufmerksamkeit und Verwunderung auszulösen: „Linz bekommt eine Denkfabrik für Stadtentwicklung” Der Artikel insinuiert allerdings zunächst etwas, was sich in der Berichterstattung vom selben Tag unter Verwendung desselben Pressefotos auf Solidbau der WEKA Industrie Medien GmbH anders darstellt. Dieser Beitrag titelt: „Delta kooperiert mit Soravia und steigt bei CMb.industries ein” . Worum also geht es bei der „Denkfabrik für Stadtentwicklung”?
Es ist gar nicht so leicht, mit den Linzer Gemeinderät*innen Kontakt aufzunehmen. Wer angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl bei den Gemeinderät*innen, die für die kommende Wahl erneut antreten und bei den neuen Kandidat*innen nachfragen will, welche politische Schwerpunkte sie in ihrer Arbeit im Linzer Gemeinderat setzen wollen, muss sich auf eine längere Recherche gefasst machen.
Der Magistrat, die Stadtregierung und einzelne Parteien sind ganz offenbar nicht daran interessiert, dass Bürger*innen in Kontakt mit den von ihnen gewählten Mandatar*innen kommen. Viele Linzer Gemeinderät*innen bleiben auch nach den Wahlen gegenüber Bürger*innen abgeschottet. Seit dem letzten Beitrag, der die Situation vor der Kommunalwahl am 21. September 2021 beschrieb, hat sich nichts geändert. Auf der Webseite des Stadt Linz sind überwiegend keine Kontaktdaten ersichtlich, es wird vielfach nur auf das Fraktionsbüro verwiesen. Die Kritik, dass Gemeinderätinnen großteils private oder berufliche E-Mail Adressen beim Magistrat hinterlegt hatten, blieb unbeachtet.
Einzig die Gemeinderät*innen der Grünen und von Linz+ geben ausnahmslos ihre E-Mailadressen im Verzeichnis der Gemeinderät*innen an.
Der Wasserwald liegt mitten in der Wasserschutzschutzzone II. Daher überraschen zwei Neubauten, nicht nur wegen der mehr als fragwürdigen Qualität der Architektur, sondern auch wegen des Standorts.
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