Linz, Wasserwald — Seit Monaten liegen gefällte Nadel- und Laubbäume auf Haufen im Wasserwald. Dort verrotten sie zusammen mit dem ganzen Wied. Das Gras ist mittlerweile hoch gewachsen. Niemand scheint sich darum zu kümmern. Ideal für Schädlinge. Die dafür verantwortliche Linz AG sieht kein Versäumnis.
Protokoll einer Verwahrlosung - Erholungspark Wasserwald
Linz | 2


Linz AG: Grobe Schlampigkeit
Es scheint fast so, als würden vorrangig jene Arbeiten erledigt werden, für die Maschinenstunden verrechnet werden können. Es kann auch sein, dass die Mitarbeiter des von der LINZ AG beauftragten Unternehmens mehr Spaß daran haben, mit Kettensägen Bäume zu fällen, als nach getaner Arbeit dafür zu sorgen, dass diese abgeholt werden und Äste, Wied und anderer Abfall
weggeräumt wird.
Mittlerweile ist das Gras schon wieder hoch und die Wiesen werden dort, wo die Baumhalden sind wohl braun bleiben. Wenn jetzt aufgeräumt wird, dann bleiben viele trockene Nadeln, Rinden mit Schädlingsbefall usf. zurück. Und aufräumen wird man irgendwann müssen, weil sonst die Pächter ein Problem haben werden, die Wiesen zu mähen.
Warum der Magistrat Linz und vor allem die LINZ AG den Wasserwald verwahrlosen lassen ist nicht wirklich nachvollziehbar. Warum die Potenziale als Erholungsraum nicht genutzt werden und statt dessen von Jahr zu Jahr der Wasserwald an Attraktivität einbüßt, bleibt ein Rätsel.






Linz AG: Beschwichtigungen
In der Stellungnahme zum „Offener Brief” erklärt die Linz AG auf den Vorwurf, den Wasserwald verkommen zu lassen und mit den Haufen gefällter Bäume den Schädlingsbefall noch zu befördern, statt zu bekämpfen, folgendes:
Die angesprochenen Holzhaufen sind zugegebenermaßen nicht besonders schön, aber durch die heute übliche Weiterverarbeitung zu Hackgut muss das Holz aus Kapazitätsgründen bei unserem Abnehmer, manchmal über längere Zeit am Ort des Ursprungs, zwischengelagert werden. Eine Ausbreitung von Schädlingen ist dadurch nicht gegeben. Ausnahme sind hier Fichtenstämme (mit dem Fichtenborkenkäfer), diese werden immer zügig abtransportiert
(Linz AG, 16.5.2018, per E-Mail)
Die Behauptung, dass Fichtenstämme und das entsprechende Fichtenwied zügig abtransportiert würden, trifft faktisch nicht zu. Monate nachdem die Bäume gefällt wurden liegen diese noch zu Pfingsten im mittlerweile hohen Gras. Für Fichtenborkenkäfer ein idealer Brutplatz. Dass die Linz AG diesen fotografisch bestens dokumentierten Missstand abstreitet, ist nicht nachvollziehbar.




Selbst nachdem in Folge des „Offenen Briefes” die größeren vor sich hin verrottenden Baumhalden in den letzten Maitagen entfernt wurden, blieben unaufgeräumte Flächen zurück, nicht nur unschön anzusehen, sondern auch problematisch beispielsweise für Mähmaschinen. Zudem wurde mancher Baumabfall einfach am Waldsaum unter die Bäume geschoben, so wie in desolaten Haushalten der Schmutz einfach unter den Teppich gekehrt wird.




Und immer noch gibt es Totholzhalden, die vergessen wurden …
[update] bis zum Spätsommer

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Mag. Luger,
sehr geehrter Herr Vizebürgermeister Mag. Baier,
sehr geehrter Herr Generaldirektor DI Haider,
vor gut 50 Jahren hatte der Linzer Geimeinderat die Aufforstung der Flächen des Wasserschutzgebietes beschlossen und schuf damit für die Bevölkerung den „Volkspark Kleinmünchen" als Naherholungsgebiet.
Nachdem über sehr viele Jahre der Wasserwald sich selbst überlassen blieb, sich die Pflege im Wesentlichen auf Gehwege etc. bezog, wurde in den letzten drei, vier Jahren stark ausgeholzt, was nicht nur von Schädlingsfall betroffene Bäume betraf. In vielen Bereichen sind Waldstücke sehr licht geworden. Häufig lässt sich die Schlägerung nicht nachvollziehen.
Besonders ärgerlich ist, dass die auf Haufen zusammengetragenen, geschlägerten Laub- und Nadelbäume, samt Wied nun seit Monaten verrotten. Wenn es um Schädlingsbekämpfung geht, dann ist diese Vernachlässigung des schnellen Abtransports teilweise von Schädlingen befallenen Bäumen kontraproduktiv. Mittlerweile steht das Gras so hoch, dass nun bei der ersten Maht die Bauern um die Haufen herumfahren müssen.
Einen Einblick geben diese Bilder:
https://linz.genba.org/linz-wasserwald-verwahrlosung-02
Insgesamt ist der Wald mehr als ungepflegt. Es liegen abgebrochene Äste, "Abfall" beim Ausholzen und Fällen von Bäumen herum und bilden selbst wieder einen idealen Boden für Schädlinge, davon abgesehen, dass das für eine Waldpflege zumal in einem Naherholungsgebiet eine große Schlamperei ist.
Einen Einblick, wie vernachlässigt und verwahrlost der Wasserwald ist, geben diese Bilder:
https://linz.genba.org/protokoll-einer-zerstoerung-erholungsgebiet-wasserwald
Ein anderes Thema bildet die in den letzten Jahren sehr stark zugenommene Nutzung des Wasserwalds als Hundefreilauffläche. Hier wurden Familien mit kleinen Kindern vertrieben, da es abgesehen von Hundekot, auf den man allenthalben stößt, teils aggressive Hunde gibt, die schlecht "erzogen" sind. Wie ich gehen mittlerweile Spaziergänger nur noch mit Pfefferspray in den Wasserwald. Es kommen Hundebesitzer teils aus Eferding, Steyr, Linz-Land, Urfahr Umgebung etc.. Es ist nicht ersichtlich, dass die LINZ AG hier Vorkehrungen trifft, dass das Naherholungsgebiet nicht zur reinen Hundezone wird, sondern sich dort auch eine Erholung suchende Bevölkerung sicher und wohl fühlen kann.
Daher fordere ich Sie auf, etwas gegen die Verwahrlosung und die rabiate Aus- und Abholzung im Wasserwald zu unternehmen, zumindest Sorge dafür zu tragen, dass der Wasserwald nach 50 Jahren weiterhin ein attraktiver Naherholungsraum bleibt (d.h. wieder werden wird).
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Conrad Lienhardt
Linz, 8.5.2015
# | Adressat | Aktion | Datum | Reaktion/Notizen |
---|---|---|---|---|
1 | Bgm. Klaus Luger | bis 21.5. keine Antwort erhalten | ||
25.5.2018 | Allgemein gehaltenes kurzes und nichtssagendes Antwortschreiben mit Verweis auf Stellungnahme von DI Haider, Linz AG. Der Brief schließt: „Ich hoffe, Sie genießen unsere Grünoase auch weiterhin und verbleibe …”⌕ |
|||
2 | VBgm. Bernhard Baier | Telefonische Nachricht vom Büro des VBgm. , Terminvereinbarung | 16.5.2018 | |
Gespräch im Rathaus zum Anliegen | 17.5.2018 | konstruktives Gespräch | ||
3 | GD Erich Haider (Linz AG) | E-Mail: Stellungnahme zum offenen Brief | 16.5.2018 | Stellungnahme zum offenen Brief |
22.5.2018 | Antwort auf die Stellungnahme von Hrn GD DI Haider |
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6 Kommentare
(5.0)
Kommentar von: Franz Mühlbichler Besucher
Ich bin mir gar nicht sicher, ob der Wasserwald überhaupt als Park angelegt ist. Ich war immer der Meinung, es sei eine Gstettn und um politisch daraus dennoch Kapital zu schlagen, wurde dort Hundebesitzer, Joggern, Spaziergängern erlaubt, die Gstettn zu nutzen. Aber so wird aus einer Gstettn auch kein Park. Oder reicht für die Stadt Linz da schon der Umstand, dass es Gehwege und zwei Kinderspielplätze gibt?
Kommentar von: cal Mitglied
Damit dürften Sie richtig liegen. Auf der Webpage der Stadt Linz mit der Liste der Parks scheint der Wasserwald nicht auf. ⌕ Das wird damit zusammenhängen, dass der Wasserwald Eigentum der Linz AG ist. Damit wäre das wohl so etwas wie ein privater Park. Nun ja; die Linz AG ist zu 100Prozent im Eigentum der Stadt Linz und die Linz AG, bezeichnet den Wasserwald wie zuvor die SBL als Erholungspark ⌕
Mag sein, dass es hier politische Differenzen zwischen der SPÖ dominierten Geschäftsführung der Linz AG und dem für Parks und Grünanlagen zuständigen ÖVP Vizebürgermeister gibt. Die für Parks und Grünanlagen zuständige Abteilung des Magistrats scheint zudem alles andere als erpicht darauf zu sein, sich auch noch um den Wasserwald kümmern zu müssen.
Der Wasserwald ist so ein wenig ein weggelegter Naherholungsraum, wie schon geschrieben, eine erschlossene Gstettn.
Kommentar von: Guist Robert Besucher
Als sich Linz auf die Kulturhauptstadt vorbereitete war öfter zu lesen, wie verdreckt die Stadt ist. Es hat sich seither nichts geändert. Ich habe fast den Eindruck, als sei es sogar schlimmer geworden - zumindest dort, wo keine Touristen hinkommen. Ist das Folge der hohen Verschuldung der Stadt Linz?
Kommentar von: Max Besucher
Der Linzer Wasserwald als “erschlossene Gstettn” - gefällt mir :D - das könnte auch auf andere Linzer Parks zutreffen.
Kommentar von: gerda Besucher
auf der liste der parks und grünanlaagen, die vom magistrat veröffentlicht wird (https://www.linz.at/umwelt/35286.asp) findet sich der wasserwald nicht. also doch eher “gstettn". oder schämt sich die stadt für den wasserwald? grund genug gäbe es, wie die fotos zeigen.
Kommentar von: Helga Besucher
Der eine Baumhaufen auf dem dritten Bild von oben wurde mitten auf den Weg gelegt, Rücksichtslos und schlampig. Danke für den Beitrag!
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